Mittwoch, 13. August 2014

Trans-Slowenien

Da ich dieses Jahr zum MTBen begonnen habe, habe ich mir auch gleich ein Ziel gesetzt. Eine längere Tour. Eigentlich war eine TransAlp geplant, die ich aber aufgrund von Urlaubsdauer abgesagt habe.
Also brauche ich ein anderes Ziel und auch einen Partner. Bernd, der mir auch für meine ersten Versuche seine Bikes geborgt hat, muss ich nicht lange bitten. Er ist sofort dabei. Nur anstatt über die Alpen suchen wir uns als Ziel die Trans-Slowenien aus.

Wir planen, zeichnen und organisieren uns Tracks und bereiten alles vor.
Am Samstag früh starten wir dann mit dem Auto nach Arnoldstein. Hier wechseln wir auf unsere Bikes und es geht los.

Arnoldstein - Vrisic Pass - Bovec:
Als erstes Ziel haben wir das Dreiländereck. Dort kommen wir nach 2h an und genießen die Aussicht. Jetzt geht die erste Abfahrt los und wir finden auch einige schöne Trails und müssen nicht nur auf der Forststraße runter bis nach Ratece in Slowenien fahren. In Kranjska Gora stärken wir uns mit einem Mittagessen und auch ein Lasko gibt uns wieder Kräfte. Wir holen uns auch noch Infos von anderen Bikern, die auch die TransSlo fahren und sich eine Tour gekauft haben. Sie haben einen schönen Ausdruck mit Beschreibungen und so können wir der Passstraße auf den Vrisic Pass ausweichen und fahren dem Fluß entlang auf einer Schotterstraße. Ein kleines Stück fahren wir dann doch auf der Passstraße, bis wir zu einer Abzweigung kommen, der wir bis auf den Pass folgen können. Wir kommen sogar etwas höher raus und haben somit auch einen schönen Blick in beide Richtungen und runter auf die Passstraße.

Als Abfahrt wählen wir nicht die Straße sondern zweigen nach einigen hundert Metern in den Wanderweg ab. Eigentlich ist das Fahren hier verboten. Schilder sehen wir keine, also Schützer anziehen und los gehts. Wir haben Glück, es sind auch keine Wanderer unterwegs und so können wir den unglaublich schönen Trail folgen. Zuerst flowig und schnell, zum Schluss dann sehr steil und technisch - Geil!

Der Trail spuckt uns genau am Parkplatz bei der Soca-Quelle aus und so tanken wir nochmal Wasser. Von hier folgen wir der Straße entlang der Soca und genießen die schöne Landschaft. Um 19 Uhr sind wir dann endlich in Bovec und finden nach einigem Suchen doch noch eine Unterkunft.
Nach 9h sind wir sehr müde und sind dann auch froh um die gute Pizza und das Bier, das unsere Reserven wieder ein wenig auffüllt.

Gesamtzeit: ~ 9 h
Tagesstrecke: ~ 70 km GPS hat leider den Track nicht gespeichert
Aufstieg: 1870 hm
Abfahrt: 1980 hm

Bovec - Stol - Kobarid:
Nachdem wir beim Frühstück so viel wie möglich in uns reingestopft haben, starten wir bei super Wetter und fahren entlang der Soca bis wir vor Zaga auf die Straße Richtung Italien abbiegen. Auf ca. 700m verlassen wir die Asphaltstraße und fahren von jetzt auf Schotter bis auf den Stol-Sattel. Bernd war schon ein paar mal hier, aber auf dem Gipfel war er noch nie. Somit ist hier mit Aufstieg noch nicht Schluss, wir ziehen weiter Richtung Stol-Gipfel. Das Wetter ist leider nicht so gut. Wolken, Nebel und Wind verhindern eine schöne Aussicht, dafür können wir uns voll auf den Aufstieg konzentrieren. Mit Fahren ist hier leider nicht mehr viel und auch schieben ist anstrengend, daher tragen wir unsere Räder und sind nach ca. 45min völlig fertig am Gipfel, oder zumindest ein paar Meter daneben.

Nach einer kurzen Pause machen wir uns wieder an die Abfahrt, die leider bis auf den Sattel immer wieder von kurzen nicht fahrbaren Passagen unterbrochen wird. Hier angekommen ziehen wir gleich auf der Forststraße an der Südseite des Bergrückens weiter Richtung Osten.
Bei ca. 1150hm zweigt unser gewählter Abfahrtstrail steil Richtung Süden, Staro Selo ab.
Der Trail ist stellenweise sehr verwachsen und auch immer wieder mit größeren Steinen versehen. Das er nur sehr schmal ist macht das Ganze Unternehmen nicht einfacher. Plötzlich liegt ein Baum quer und wir können nicht mehr weiter am geplanten Weg nach unten. Ein Wanderweg führt aber weiter. Dieser ist gleich noch steiler und es wird nicht leichter. Die Konzentration lässt leider bei mir auch schon nach und so muss ich mich öfter von meinem Bike trennen und dabei immer versuchen Hang aufwärts zu fallen. Gelingt mir eigentlich meist recht gut und die Konzentration kommt mit dem Adrenalin auch wieder zurück und so kommen wir auch heil unten an und sind froh darüber. Der Trail war trotzdem extrem geil!

Auf der Straße radelten wir durch eine kilometerlange Allee bis nach Kobarid. Dort stärkten wir uns und machten uns dann auf die Herbergssuche, was auch nicht lange dauerte. Eine weitere Tour heute wollte ich nicht angehen, daher machten wir uns auf um ein Bad in der Soca zu nehmen. Bald war eine schöne Stelle gefunden, wo sich auch schon einige andere Badende tummelten.
Die Soca ist wirklich sehr schön, aber kalt. Baden geht fast nur mit einem Sprung, langsam rein gehen ist zu kalt. Nach dieser Erfrischung waren wir wieder voll motiviert und machten uns gleich auf den Weg, um am Hauptplatz ein Cafe zu suchen, dass uns mit Bier und Kaffee versorgt. Bei der ganzen Entspannung haben wir fast die Zeit übersehen und kamen sehr spät zu unserem Abendessen.

Gesamtzeit: ~ 6 h
Tagesstrecke: 40 km
Aufstieg: 1290 hm
Abfahrt: 1500 hm

Kobarid - Matajur - San Pietro - Kobarid:
Bernd hat mich schon vorgewarnt, der Matajur wird schwierig. Also stopf ich mich beim Frühstück voll und was nicht reingeht, wird in den Rucksack gepackt. Die erste Stunde fahren wir auf Asphalt bergauf nach Livek. Von hier zieht eine kleine Straße weiter den Berg rauf und geht nach einer weiteren Stunde in Schotter über. Nach noch einer Stunde wird aus Schotter dann ein Pfad und wir kommen den tief hängenden Wolken schon sehr nahe. Das letzte Stück schieben und tragen wir unsere Bikes auf den Gipfel, der leider in Wolken steckt, und können nach 4h Aufstieg endlich unsere Reste vom Frühstück verdrücken. 

Wir haben uns als Abfahrt eine Tour ausgesucht die nach Italien führt und sehr lange und schön sein soll. Dafür haben wir aber dann einen weiteren Rückweg zurück nach Slowenien.
Der Trail ist wirklich sehr schön und zu Beginn sehr schnell und die Spur ist sehr tief, was mich zu manchem Ausritt zwingt.
Irgendwann haben wir wieder die Baumgrenze erreicht und ab jetzt wird es technisch schwieriger mit Wurzeln und Steinen.
Da der Trail fast immer an einem Rücken entlangführt, brauchen wir ziemlich lange um Höhenmeter abzubauen. Ein paar Navigationsschwierigkeiten kommen auch noch dazu und so fragen wir uns, ob wir heute noch in San Pietro ankommen.
Irgendwann haben wir es dann doch geschafft und der Trail spuckt uns 2,5h später in Italien wieder aus.
Jetzt müssen wir uns zuerst stärken. Montag Nachmittag ist in Italien keine gute Zeit um groß Essen zu gehen, aber ein kleines Lokal finden wir doch und die versorgen uns mit Bier, Kaffee und Essen.

Frisch gestärkt machen wir uns an die Rückfahrt nach Kobarid. Die Strecke ist sehr schön, obwohl sie großteils auf einer Bundesstraße verläuft und so sind 1,5h schnell um und wir sind wieder in Kobarid.

Da meine Bremsen leichte Probleme machen, suchen wir den örtlichen Fahrradhändler auf. Der schaut sich das Ganze an und macht mein Bike wieder flott.
Wir genießen noch ein Bier und stärken uns für den nächsten Tag.

Gesamtzeit: ~ 10 h
Tagesstrecke: 57 km
Aufstieg: 1590 hm
Abfahrt: 1580 hm

Kobarid - Lokve - Stomaz - Stanjel:
In der Nacht hat es viel geregnet und so sind wir uns nicht sicher ob wir heute überhaupt auf einen Berg treten sollen und uns dann über rutschige Trails runterhangeln wollen. Wir beschließen so schnell wie möglich Richtung Süden zu fahren, bevor uns der Regen von Norden einholt.
Ein Blick auf das geplante Ziel und die Streckendaten lassen uns unseren Plan einer zusätzlichen Tour davor, gleich wieder vergessen. Wir haben heute genug Strecke und Höhenmeter zu bewältigen.
Wir starten entlang der Soca, fahren durch Tolmin und verlassen bei Most na Soci den Fluss, um uns entlang eines Berges wieder auf eine Höhe von 1000m zu bewegen.

Dort stärken wir uns, nach einem sehr steilen Anstieg, der uns mit Wind und ein wenig Regen zugesetzt hat.
Aufgewärmt und mit neuer Energie gehts weiter bis wir auf 1250m zur Hütte Koca Antona Bavcerja na Cavu kommen.
Hier wird es Zeit unsere Protektoren wieder einmal anzuschnallen. Jetzt folgt ein sehr steiler unglaublich geiler Trail, der uns in 1h 1000m weiter unten nach Stomaz führt.
Wir hatten schon Bedenken, dass der Trail nach dem Regen gestern Nacht nicht wirklich gut zu fahren ist und überhaupt extrem schwer ist, aber bis auf einige Stellen, war fast alles fahrbar und ich musste mein Bike nur selten in die Böschung lehnen.

Unten angekommen, waren wir auf ca. 150m, es war schon 17 Uhr aber wir wollten unbedingt noch einige Kilometer hinter uns bringen, damit wir morgen nicht mehr so weit nach Triest hatten. 
Und so überquerten wir noch eine kleine Hügelkette und radelten noch auf eine weitere. 
Jetzt war es aber bereits 19 Uhr und es war Zeit etwas essbares und eine Unterkunft zu finden. 
Restaurant war nur ein nobles vorhanden, aber in der Tankstelle erfuhren wir zumindest von einer Bleibe ganz in der Nähe. 
Dort hatten sie wirklich ein Zimmer für zwei stinkende, fertig Biker und ohne Essen wollten sie uns auch nicht ins Bett gehen lassen. Sogar ihr Auto wollten sie uns borgen, damit wir noch irgendwo hinfahren konnten, um etwas zu essen. Das wollten wir aber auch nicht und so stiegen wir auf das Angebot ein, dass sie uns etwas zu Essen kocht. Und es war ausgezeichnet und spottbillig. Bier und Grappa wurde uns auch noch serviert und so waren wir nach diesem 11h Radltag sehr zufrieden und müde.

Gesamtzeit: ~ 11 h
Tagesstrecke: 78 km
Aufstieg: 1860 hm
Abfahrt: 1800 hm

Stanjel - Triest:
In der Nacht hat es wieder geregnet, aber der Morgen ist schön und so starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück voller Freude in unsere letzte Etappe.
Wir folgen, so wie gestern schon, einem Track den wir von einem TransSlowenien Radler bekommen haben, der die Tour letztes Jahr gefahren ist und sich bei der Tourenplanung wirklich sehr schöne Strecken ausgesucht hat.
Und so können wir uns auch heute auf den Track verlassen, auch wenn wir manchmal nur mehr dem GPS folgen, da wir keinen weg sehen können. Nach ca. 2h haben wir auch schon unsere letzte Hügelkette und somit die Grenze zwischen Slowenien und Italien erreicht und können bei der Abfahrt das erste Mal das Meer erblicken. Bis jetzt hat dies immer die tiefhängende Wolkendecke verhindert.

Wir fahren noch einige Schotterstraßen, bis wir endgültig auf Asphalt wechseln und schließlich beim Schloss Miramare an die Küstenstraße wechseln.
Hier finden wir bald eine öffentlichen Badeplatz und springen gleich mit Radlhose ins Meer. Ein Kaffee direkt am Meer wird auch noch eingenommen und so machen wir uns nach dieser Erfrischung auf und treten die letzten Kilometer bis nach Triest.

Am Ziel angekommen checken wir unsere Rückfahrtickets und dann wird ein Zielbier getrunken und mit dem Rad ein wenig durch Triest gekurvt. Ein Mittagessen stärkt uns auch noch einmal und um 15 Uhr starten wir zuerst nach Udine und von dort weiter bis nach Arnodlstein.
Hier hat es geschüttet und wir sind froh, dass wir dem Regen entkommen sind. Nur auf der Autofahrt zurück nach Graz werden unserer Räder gleich noch ein paarmal gewaschen.
Um 21 Uhr sind wir dann auch wieder in Graz angekommen und sehr müde.

Die Bikes haben super gehalten, kein einziger Platten, nur meine Bremse brauchte ein wenig Zuneigung. 

Gesamtzeit: ~ 4 h
Tagesstrecke: 42 km
Aufstieg: 330 hm
Abfahrt: 600 hm



Die Tour war ein super Erlebnis und ich bin sehr froh, dass ich sie zusammen mit Bernd machen konnte. Wir hatten mit dem Wetter Glück, da uns der Regen nie richtig erwischt hat. Nur die Aussicht von den Bergen war schlecht, aber das macht nichts, somit will ich auf jeden Fall nochmal kommen, um das Panorama genießen zu können.
Die gewählte Tour und die zusätzlichen Berge waren super und vor allem ab Tolmin waren wir ziemlich alleine mit unserer Routenwahl.

Zum MTBen ist das Gebiet super, nur die Trails sind manchmal sehr hart und man sollte sich mit den Tourzeiten nicht verschätzen.

Gesamtzeit: ~ 40h
Gesamtstrecke: ~ 288 km
Aufstieg gesamt: ~ 6940 hm
Abstieg gesamt: ~ 7460 hm
TransSlowenien 2014-08-09_13

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